Auf den ganzen Quatsch, der da drin steht, will ich gar nicht so dringend eingehen. Die Frage, mit der ich mich beschäftigen will, ist folgende:
“Der Feminismus hat, wie die Studentenbewegung, aus der er hervorging, ein Problem mit der Freiwilligkeit der angeblich Unterdrückten. [...] Im Fall der Frauen heißt es nun: Sie kennen eben immer noch nicht ihre wahren Wünsche [...] Frauen haben ein großes Stück der Macht erobert. Was wollen sie nun damit machen? Warum schrecken sie so oft davor zurück, durch Türen, die sie selber aufgestoßen haben, hindurchzugehen?”
Ja, das kann man schon fragen - warum fügen sich Frauen immer noch in die traditionelle Mutterrolle, rasieren sich die Beine, kaufen pinke Lockenstäbe und werden Kindergärtnerin statt Ingenieurin? Muss der Feminismus nicht endlich sein Versagen eingestehen?
Nö.
Klar könnte ich jetzt damit kommen, dass die Frauen immer noch von den Medien einer Gehirnwäsche unterzogen werden - und ich hätte damit zu einem gewissen Teil auch Recht.Wie man am Beispiel meines letzten Artikels sieht, sind vor allem junge Frauen einem Medienbombardement mit Botschaften ausgesetzt, wie sie aussehen, sich verhalten und kleiden sollen. Das färbt auch auf das öffentlich wahrgenommene Bild ab. Es entsteht eine Spirale aus individuellem Verhalten und öffentlicher Wahrnehmung. Ist es dann noch wirklich freiwillig, ob eine junge Frau sich die Unterschenkel rasiert? Oder wird sie von Aussen dazu gedrängt, wie subtil auch immer? Man kann niemandem daran aktiv die Schuld geben. Aber das ist nicht der Punkt.
Niemand behauptet, Frauen dürften keine Kindergärtnerin werden, sich die Beine nicht rasieren oder ihr Glück nicht als Hausfrau und Mutter finden. Nichtmal der Feminismus. Die Frage ist nur:
Sind wirklich alle Entscheidungen, die von Frauen getroffen werden, absolut freiwillig?
Werden manche Frauen nicht vielleicht deswegen Erzieherin, weil sie sich nicht zutrauen zu studieren oder eine eventuelle mathematische Begabung vorliegt, die nie gefördert wurde?
Werden manche Frauen nicht deswegen Hausfrauen, weil sie denken, ihr Mann will das so oder sie Sanktionen ála "Rabenmutter" aus ihrem Umfeld befürchten?
Rasieren sich manche Mädchen die Beine, nicht weil sie es mögen, sondern weil sie sonst gemobbt werden?
DAS ist die entscheidende Frage. Der Feminismus ist für alle da - und will Wahlfreiheit schaffen. Niemand behauptet, es würde nicht auch Frauen geben, die einfach Kinderlieb sind, oder die ihr Leben komplett der Kindererziehung widmen wollen. Oder das manche Frauen Haare nicht einfach blöd finden. Manche. Aber nicht alle. Wir müssen daran arbeiten, dass alle so leben können, wie sie wollen.
Der Feminismus versagt nicht. Die mediale Berichterstattung manchmal schon.
(Und dieser Zeit-Artikel ist wirklich FURCHTBAR zu lesen.)